Harte Prüfung am 2. Engadin Radmarathon

Um 7.00 starteten ca. 1800 Teilnehmer in Zernez zum 2. Engadin Radmarathon. Zuerst galt es für alle die Strecke von Zernez nach Livigno, dann zur Forcla di Livigno, zum Berninapass und zurück nach Zernez zu bewältigen. Total 97Km. Die so genannte kurze Strecke. Während für die einen bereits Schluss war, galt es für diejenigen die für die lange Strecke entschieden noch den Flüela und Albulapass zu erklimmen. Obwohl ich  mir bewusst war, in diesem Jahr noch nie nur annähernd eine solche Strecke mit dem Rennrad absolviert zu haben, entschied ich mich für die lange Strecke.

Ich startete gut und fühlte mich auch gut. Nach 2.55Std. war ich wieder in Zernez. Viele unserer Gruppe bogen nach rechts ins Ziel ein. Der Rest fuhr weiter Richtung Susch zum Aufstieg des Flüelapasses. Von Davos bin ich natürlich schon etliche Male auf dem Flüelapss gefahren. Von der Engadiner Seite ist er aber um einiges härter. Das wusste ich und teilte mir dementsprechend die Kräfte ein. Auf der Passhöhe war ich mit meiner Leistung noch vollends zufrieden. Ich leistete mir sogar den Gedanken, nur noch den Albulapass und dann hast du es geschafft. Nach dem Landwassertunnel kommt ein gemeiner Gegenanstieg nach Wiesen. Plötzlich wie angeworfen, bekam ich Krämpfe am hinteren Oberschenkel. Zum Glück ist der Aufstieg kurz und Richtung Albulapass konnte ich mich ein wenig erholen. Ich hatte die Krämpfe beinahe ganz vergessen. Doch als es anfing wieder so richtig zu steigen Richtung Bergün, waren die Krämpfe wieder da und dazu brannten mir die Füsse. Der Aufstieg zum Albulapass wurde zu einer richtigen Qual. Bin wohl noch nie den Albula so langsam hochgefahren. Nun rächten sich also die mangelnden Trainingskilometer brutal. Am Flüela dachte ich noch, nur noch den Albula. Ja, ja, dass nur entwickelte sich zu einer ewigen Tortur.

Irgendwie kam ich dann zur Passhöhe. Der Anblick des Verpflegungsstands war eine Freude. Als ich aus der Pedale ausklicke, versagten meine Beine beinahe den Dienst und ich stürzte fast über den Tisch. Der Gedanke, jetzt wirklich nur noch zurück nach Zernez wirkte erlösend.

Nach 7.40 Stunden erreichte ich das Ziel als 124.! Mit meiner Leistung bin ich trotz Krämpfe und Fussbrennen am Albula sehr zufrieden. Wenn ich mich das nächste Mal einer solchen Herausforderung stelle, müssen einfach mehr Kilometer in den Beinen.

Unterwegs waren meine Gedanken auch bei den Gigathleten. Wenn ich bedenke, dass es Athleten gibt die die 7 Tage alleine bewältigen, darf ich wegen einem Tag nicht jammern.

Ich bin auch einfach glücklich und dankbar, ohne einen Zwischenfall das Ziel erreicht zu haben. Ein 50 jähriger Deutscher kam in einer Kurve über den Strassenrand hinaus und fiel Kopfüber in einen Bach. Dabei verlor er sein Leben.
Es ist eben keine Selbstverständlichkeit, Heil und glücklich das Ziel zu erreichen. Man ist sich das manchmal zu wenig bewusst.

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