Der 85. Vasaloppet / er forderte viel und gab viel zurück!

Am Sonntag 1. März ging der 85. Vasaloppet über die Bühne. Der Vasaloppet stellte für mich ganz klar das Jahresziel dar. Der Vasa war mein persönliches Geschenk an mir in meinem 40. Lebensjahr. 

Seit ich im August 08 angemeldet habe, vergingen nicht viele Tage an denen ich nicht am Vasa dachte. Bereits im 2006 nahm ich teil und so wusste ich ganz klar was auf mich zu kommt.
Als Vorbereitung habe ich etliche Doppelstocktrainings auf Rollski absolviert und während im Winter 90% klassisch trainiert. Was eh keine Kunst war in diesem perfekten Pulverschnee Winter!

Einige Sachen, mit denen ich bei der Teilnahme 06 nicht ganz zufrieden war, z.B. Material, einteilen der 90KM, mangel an Oberkörpermuskulatur, wollte ich unbedingt verbessern. Auf diese Punkte fixiert, habe ich meine Vorbereitung mental und physisch fokussiert.
Bezüglich Zielsetzung war ich vorsichtig. Im 06 durfte ich im Startblock 1 starten direkt hinter der Profielite. Mit der Elite gibt es am Vasa 11 Startblöcke. Es ist sehr entscheidend wo man starten kann. Am diesjährigen Vasa durfte ich im Startblock 2 starten. Das ist zwar nur ein Block weiter hintern und hört sich harmlos an. So aber waren bereits ca. 500 Teilnehmer bereits am Start vor mir als im 06. Dies stellte sich als zu grosses Handicap dar um meinen Rang vom 06 zu verbessern. Im Hinterkopf wünscht man sich natürlich immer eine Verbesserung.

Aber jetzt der Reihe nach!

Am Freitag ging es per Zug nach Zürich, dann per Flugzeug nach Stockholm und am Schluss per Bus nach Mora dem Zielort des Vasas. 11 Stunden waren wir unterwegs. Wir, dass sind Stefan Schmucki und eben ich. Auf der Busreise durften wir einen spektakulären Sonnenuntergang erleben. Die Reise ging schon Mal ganz gut los.
In Mora angelangt, trafen wir auf Jens Haucke unser Freund der bereits seit Montag im Norden war.

Am Samstag strahlte uns die Sonne an, wie ich es im 06 nie erleben durfte. Die Wachsbedingungen waren einfach und so Wetter wünschten wir uns für den Sonntag, dem Renntag. Die Prognosen sagten aber etwas Schneefall voraus.
Stefan und ich liefen die letzten Kilometer des Vasas ab um einen Eindruck von der Strecke und Schneebedingungen zu bekommen. Es war so traumhaft, dass wir uns beherrschen mussten nicht zu weit zu Laufen. Die Energie mussten wir uns für den Sonntag aufsparen. Vor allem Stefan musste ich immer wieder bremsen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, wären wir an diesem Tag 30Km gelaufen.

Dann kam der grosse Tag!

03.00 Uhr Tagwache, 03.30Uhr Frühstück, 04.15Uhr Abfahrt mit dem Bus zum Start nach Sälen, 8.00Uhr Start für die 90Km nach Mora.

-9° zeigte die Temperaturanzeige am Start an. Vereinzelte Flocken war auszumachen und ein unangenehmer Wind. Allein was vor dem Start Los war, könnte ich eine Seite voll schreiben. Will aber nicht übertreiben!
Beide starteten in Block 2 zusammen mit ca. 15800 weitere Teilnehmer. Am Vasa starten alle gemeinsam. Was da alles abgeht, darüber könnte man ein Buch schreiben. Mann muss es einfach erlebt haben!
Ich hatte mir für die 90Km eine Strategie festgelegt aus der Erfahrung von 2006. Auf diese möchte ich nicht eingehen.

Mir gelang ein super Vasa!  Ich überstand die 90Km ohne grössere Krise. Mein Ski lief sehr gut und von negativen Zwischenfällen blieb ich verschont. 
Nach 5 Stunden und 20 Minuten war ich in Mora. Ich durfte die spezielle Vasa Medaille im Empfang nehmen und die Atmosphäre einfach geniessen. Stefan hatte ich nach dem Start kurz gesehen. Während dem Rennen nie. Manchmal nahm es mich schon wunder, ob er hinter oder vor mir unterwegs ist. Meistens aber war ich mit mir und mit meinen Mitläufern beschäftigt. Es stellte sich heraus, dass Stefan vor mir unterwegs war. Als ich im Ziel mir was zu trinken holte, sah ich Stefan ebenfalls am trinken. Er war 2 Minuten vor mir im Ziel. Ihm war es ebenfalls gut gelaufen. So konnten wir uns vom Lauf erzählen, gemeinsam die Kleidersäcke holen und zurück zum Hotel Laufen.
Ein Blick dann auf die Rangliste, versetzte mir eine kleine Enttäuschung. Rang 986. stand da. 25 Minuten schneller aber 120 Ränge hinter dem Resultat vom 06. Dann aber realisierte ich, dass dies ein super Resultat ist für mich. Wenn man schon am Start ca. 500 Teilnehmer mehr vor sich hat als 3 Jahre zuvor, dann kann man nicht erwarten diese schnell zu überholen und so weiter vorne rangiert zu werden. Das Dilemma mit Wunschdenken und Realität!  Die Leistungsdichte am Vasa ist enorm! Rang 100 am Engadiner ist mit Rang 500 am Vasa zu vergleichen. Dass ist einfach eine Behauptung von mir. Nach 17 Engadiner und nun 2 Vasas, wage ich diese Behauptung.
2 Stunden länger war unser Freund Jens unterwegs. Es musste zu seinem Frust in Block 6 starten. Von seinem Leistungsvermögen her,  hätte er weiter vorne starten müssen. Dass mit den Blöcken ist aber beim Vasa so eine Sache! In meinen Augen gelang Jens ebenfalls eine sehr gute Leistung. Er hatte von Anfang an viel schwierigere Umstände und  hatte unterwegs sicherlich viel mehr zu kämpfen als wir! Ich hoffe einfach, dass dies Jens eines Tages auch so sieht!

Am Montagmorgen ging es wieder zurück in die Schweiz. Die Rückreise empfand ich fast anstrengender als der Vasa. Nachdem wir einen Zug in Zürich um eine Minute verpassten, wurde es 23.00Uhr bis wir in Davos ankamen.

Der Vasaloppet forderte viel: er forderte eine lange Vorbereitung, eine Monatelange innere Anspannung, den Geist und Körper im höchsten masse, einen zeitlichen und finanziellen Aufwand!

Er gab viel zurück:                   ein unvergessliches Erlebnis, viele positive Emotionen, tiefe Zufriedenheit, Bekanntschaften von netten Menschen, Lebenserfahrung und ein stärkeres Selbstbewusstsein!

 


Die wunderschöne Landschaft rund um Mora!

 

 

5 Comments

Hallo Walter, heute abend war voraussichtlich unser letzter Wettkampf mit Abschluss der Nachtsprints. Schön hast du dich nach dem Double “Wasa-Engadiner” auch noch dazu entschieden und die sonst schon kleine Teilnehmerzahl für diese schönen Nachtrennen zu erhöhen. Ja der Anlass war genial, lässt im Nachhinein sogar meine Schnarcherei ein wenig vergessen… Genial, dieses schöne Abenteuer gemeinsam zu erleben und zu teilen, auch wenn die vier Tage einfach zu kurz waren… Stefan

Hallo Walter,wir haben deine Abenteuer gelesen; wunderschön!! wir gratulieren dir zu dieser guten Zeit.
Bravo!
Isabelle und Henri aus Versailles

Hallo Walter, ich verneige mich vor euch und ziehe meinen Hut. Ich freue mich aber, wenn du wieder mal am Davoser Volkslanglauf teilnimmst, ich kam mir letzten Sonntag so alleine vor im Langlauflehrer Büro.
Gruss martin

Heia, ich gratuliere dir und Stefan ganz herzlich zu dieser aussergewöhnlich guten Leistung.
Dein Bericht und die dazugehörenden Fotos unterstreichen, dass ihr Beide über das Geleistete sehr glücklich und zufrieden seid. Bravo!
Paul

danke für ausführlichen Bericht, hört sich wirklich spannend an. gratuliation!Die Föteli machen einen “gluschtig” auch einmal in den Norden zu reisen zum Langlaufen. Catherine

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